Schreiben gegen den Wind

Jeder Schritt gegen den Wind ein kleiner Sieg.

Mit zusammen gepressten Augen kämpfe ich mir den Blick aufs Meer frei.  Und in den Himmel. – Tränen zwingen sich aus meinen Augen.

Ich will es sehen. – Ich will es spüren. – Ich will erkennen:  Ich hebe meine Arme und lehne mich an den Wind.

wellengang

Der tobende Sturm des Vorabends schien so unwirklich, wie das vergangene Leben.

In diesem stand ein Leuchtturm inmitten des aufgewühlten Meeres. Manche der Wellen schienen ihn verschlingen zu wollen.

Nur wenige Kilometer von diesem Leben entfernt, steht auch ein Leuchtturm. Die Sonne verwandelt hier kleine Wellen in tanzende glitzernde Sterne.

 

 

Der Mutter entgegen.

Die Pferde wiehern. In ihren Boxen treten sie unruhig auf der Stelle. Anna läuft über den Hof zum Pferdestall. Ihr blaues Haarband rutscht. Bleibt an ihren dunkelblonden Locken hängen.

Im Stall entdeckt Anna zwei leere Boxen. Das weiße Pferd ist nicht da, und das braune mit dem weißen Fleck auf der Stirn. Es riecht nach frischem Heu.

Anna geht in eine der leeren Boxen. Vorsichtig, um den Pferdeäpfeln auszuweichen. Füllt die Pferdetränke mit Wasser und legt ihre Hände hinein.

Plötzlich erschrickt sie. Jemand bindet ihr blaues Haarband wieder zusammen. Doch dann sind auch schon klappernde Hufe zu hören. Wiehern und Schnaufen werden lauter. Und die Stimme der Mutter.

Anna hört noch, wie sie vom Pferd absteigt und am Waschplatz vor dem Stall den quietschenden Wasserhahn aufdreht.

maternity forever

I remember feeling you inside my body.
I remember praying for a good life for you.
I hoped to be a good mum.
I hoped to understand you every time.
I hoped you trust in me.

Forever!

Then, there came a day, you shaked your head.
You left our home.

I was crying in an empty house.
I feared to have lost my child.

Much days and dark nights later, there came a message from you.
A strange message. – This person was different!

The child, I remembered in my heart, was gone!

I remembered, feeling you inside my body.
I remembered your birth.
I remembered my child.

I started to look for you.
In every corner of my house I looked for you.

Inside my heart I found you.
Inside my dreams I saw you.

I started to pray, this person will come back.
From inside my heart back in our home.

Much days and dark nights later, there came a message from you:
I have to look from another side.
And there happens a miracle:

The same lights were new.
The same house was new.
The same friends were new.
The same thoughts were new.
Even the same memories were new.

I started a new life in the same life.

I feel you inside my heart!
I pray for a good life for you.
I promise to be a good mum.
I promise to understand differences.
I trust in you!

Forever!

tender-hearted

When you finally put that betrayal behind you,

your eyes will show new light colours.

You will be illuminated.

Just as your being illuminates me,

since the day I heard your voice

since the day I saw your face.

since the day I felt your art.

Since that day!

The photos you shot,

the letters you wrote,

all the missunderstandings,

that trauma –

still makes you cry.

But you will find freedom.

You will have healed your inner child

and embrace your inner queen.

You are curious!

Rejoice in your growing awareness

that no workshop intensive in the world

is better than your own becoming.

Coming to be!

You promise to

Love

Honor

Cherish

Yourself

From this day forward!

and the fog lifted

I look at your feet and see they walked the same streets like mine.

I look at your hairs and I see them rumpled and lost.

With my fingers I comb my own hair and see some of them lost in my hand.

I look in your eyes and I see all the tears,

which have the same colours like mine.

The same taste.

I look in your heart and I see your decision was love!

Not money or some condition behind.

You loved!

You would have gone anywhere.

I look in my heart, and I start to cry.

My body fall down and I want to break.

I wish to dissapear.

I wish to die.

But then I feel the beat of my heart.

The same beat like yours.

I start crying.

I feel the colours of you.

I understand your art.

I see your light in my heart.

I feel it in my total body.

My body almost explodes.

And I feel an angel taking my hand.

Whispering, to get up.

And to listen:

And then, I hear you crying.

I hear your steps.

I open my eyes.

I look in your face.

And I see myself.

inspired by christine

Tee und Kekse

Der Boden ist weich. Das Schneetreiben der letzten Tage gibt jedem Schritt ein federndes, sanftes Gefühl. Neben ihr geht er! Rechts neben ihr. Vertraut. Er denkt nach. Hin und wieder hebt er seinen Kopf und schiebt seine Brille nach hinten. Eine dunkelbraune mit dicken Gläsern. Sie passt sich seinem Schritt an. Wartet auf seine warme, weiche Stimme.

„Wie geht es dir?“ Sie: „Ja, … gut!“ Schließlich geht es ihr gut. Knisternder Waldboden, frische Luft. Bäume, dazwischen Spalten, durch die Licht dringt. Ahnung von einem Ziel. Irgendwohin muss der Weg führen. Ein Waldweg mit ihm führt immer zu einem Ziel. Einer Einkehr, einem Haus, in dem ein Freund wohnt. Die zwanzig Jahre dazwischen? Ohne Waldweg? Ohne ihm? Kaum spürbar.

Er: „Wie geht es deinen Kindern?“ Sie: „Ja, auch gut. Sie sind praktisch erwachsen. Leben Welt auf so spannende Art, dass ich selbst kaum mit komme.“

Dann gehen sie wieder eine Weile, atmen Luft. Irgendwo links auf ihrer Waldseite raschelt etwas. Ein Reh, das im Dickicht verschwindet. Die Baumreihen werden immer dünner und am Wegesrand liegen abgeholzte Baumstämme bereit. Es riecht nach Harz. Sie steigt auf einen der Baumstämme und balanciert drüber. Er lächelt mit seinen Augen. Seine Hände verschränkt er im Rücken.

„Dort unten, am Ende dieser Kurve, biegen wir dann hinein, und hinter der Mulde siehst du dann das Kircherl. Dort soll ich nächste Woche eine Lesung halten. Es wird nicht lange dauern. Bestimmt gibt es Tee und Kekse für dich. Und dann gehen wir auch wieder zurück.“

Noch weiß sie nicht, wer sie empfangen wird. Nach ein paar Schritten sieht sie schon ein kleines, weißes schlichtes Kircherl auf einer leicht verschneiten Anhöhe stehen. Spitzer Kirchturm, schwarzes Dach, bunte Fenster, durch die spärliches Licht dringt. Zwischen den beiden, Friede. Stille. Zwanzig Jahre einfach weggewischt. Ihre Herzen schlagen noch immer, Ihre Seelen erkennen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ (Ludwig Wittgenstein)

alles ist offen

Am offenen Meer treiben. Ohne Sicht auf Land. Ohne Kompass. Einzig das Tageslicht verhindert totale Panik.

Die ruhige See nutzen. Kräfte sammeln. Ausschau halten. Die nächsten Schritte im Kopf durchgehen. Was sind nun die Gefahren?

Dunkelheit. Sturm. Regen. Haie und andere. Ein Loch im Schlauchboot. Körperliche Ermüdung oder gar Verletzung. Schwimmunfähigkeit. Offene Wunden. Kälte.

Und was zählt dann der Job an Land? Die Unzufriedenheit damit? Die Wohnung und alles was darin ist? Heizung? Kleidung? Auto? Bücher?

Was zählen all die anderen Sorgen? Krankheit? Schulden? Missverständnisse?

Plötzlich zählt nur mehr das Selbst. Den einen Körper, die eine Seele nicht aufgeben. Hoffen, dass von irgendwoher Hilfe kommt. Oder Land. Oder etwas, womit man gar nicht gerechnet hat.

In anderem Licht

Zuerst hört sie das Knarren des Bettes. Dann die kleinen Füßchen am Parkettboden. Wie sie immer näher kommen. Im Halbschlaf schaltet sie das Licht ein. Es ist halb drei Uhr nachts. „Ich kann nicht schlafen, Mama“  kriecht unter die Bettdecke ihrer Mutter und schläft kurz darauf auch schon wieder. Die Mutter streichelt zärtlich über ihre blonden feinen Haare und dreht das Licht ab.

Sie muss wohl träumen, die Tochter. Hin und wieder seufzt sie oder murmelt etwas. Dann dreht sie abrupt einen Fuß oder einen Arm in die entgegengesetzte Richtung. Oder knirscht mit den Zähnen. Die Mutter lächelt. Morgen werde ich sie gleich in der Früh erinnern, dass sie die Vitamintabletten nimmt. Der Arzt sagt, da hat sie nur einen Mangel, den holt sie sich aus den Zähnen.  Gut, dass sie immer wieder bei der Mutter schläft. Irgendwann wird sie nicht mehr kommen. Nachts um halb drei.

Irgendwann ist heute.  Das Meer trennt sie voneinander.  Nachts um halb drei lauscht die Mutter in die Stille hinein. Sieht aus dem Fenster den Mond und die Sterne an. Schickt Gedanken. Hofft auf ein unsichtbares Band. Und, dass irgendjemand bei ihr ist, zu dem sie ins Bett kriechen kann. Der ihre Hand hält. Ihr über den Kopf streichelt. Lächelt, wenn Fuß, Arm oder Hand schnelle Bewegungen machen. Ihr erzählt, wenn sie mit den Zähnen knirscht. Und ihr sagt, wie schön sie ist!

Möge sie auch heute die Hand ihrer Mutter, den offenen Raum, die Nähe spüren. Denn über dem großen weiten Meer, in einem anderen Land, steht ein Bett, das knarren würde.  Und noch immer würde sie dort mit ihren nun großen Füssen über den Parkettboden gehen. Nur das Licht würde sich anders anfühlen. – Nachts um halb drei, wenn sie die Bettdecke zur Seite schiebt.

lass jetzt los

Er, der alte Vater, steht links. Schwarzer Anzug, Krawatte, weißes Hemd. Gebückte Haltung. Angespannter Rücken. Ausgewachsener Kurzhaarschnitt. Grau meliert.

Sein rechter Arm fest um ihre Hüfte geschlungen. Sein Blick schräg nach unten. Sie, die Tochter, rechts. Sie trägt schwarze oder dunkle Rollerskates. Schlank. Kurze Haare.  An den Ohren kurz rasiert. Blond. Zumindest in dem hellen Morgenlicht.

Schwarze eng anliegende Hose, weißes Hemd. Gerade Haltung. Blick nach vorne. Wirkt größer als der Vater. Ihr linker Arm liegt locker über seiner Schulter.

So stehen die beiden auf einer Straße. Sie führt hinab. Leicht kurvig.

Links und rechts Wohnhäuser. Vor den Häusern stehen Mistkübel. Fein säuberlich aufgereiht. Aber auch bewusst geordnet gepflanzte Bäume.

Der Schatten der beiden zeigt nach hinten. Vorne also die Morgensonne. Das Foto scheint bearbeitet. So viel grelles rot ist unnatürlich.

Ob sie sich dann wirklich hinunter rollen ließ?  Mit den Rollerskates?

Ob er seinen Griff um ihre Hüfte lösen konnte?

Was sie ihm wohl gesagt haben könnte?“

„Lass jetzt los?“